Vor einiger Zeit gab es nur wenige Anbieter für Elektroautos auf dem deutschen Markt. Inzwischen hat sich das komplett geändert. Es gibt kaum einen großen Hersteller, der keine Elektroautos anbietet. Die bekannteste Marke ist nach wie vor Tesla, andere Hersteller sind aber längst auf den Markt gekommen: Nissan verkauft seit 2010 den „Leaf“ in Großserie, VW bietet seit 2013 den e-Golf und den e-Up an. BMW verkauft seit 2013 den „i3“ und den „i8“. Citroën, Renault, Peugeot und Ford produzieren längst auch Elektroautos in Serie –Auch Opel hat den Markt für sich entdeckt, bald wird der „Ampera“ frei verkäuflich sein. Diese Liste ist nicht abschließend und wächst stetig weiter.

Wie viele Elektroautos gibt es momentan in Deutschland?

Laut Kraftfahrbundesamt gab es zum ersten Januar 2017 einen Bestand von 34.000 Elektrofahrzeugen. Insgesamt gab es zu dem Zeitpunkt 45 Millionen Fahrzeuge in Deutschland. Nicht mal ein Tausendstel aller Fahrzeuge sind also Elektrofahrzeuge.

Auch wenn das Verkehrsministerium die Elektromobilität als „unsere Zukunft“ bezeichnet, ist Deutschland bei weitem nicht das Land mit den meisten Elektroautos. Die meisten Elektroautos pro Kopf gibt es in Norwegen. Dort sind ein Drittel aller Neuwagen Elektroautos. Weil Norwegen so ein großer Markt ist, ist der Verkaufsstart für den neuen Opel Ampera in Norwegen sogar früher als in Deutschland. Es wird geschätzt, dass ein Prozent aller norwegischen Autos Elektrofahrzeuge sind.

Warum ist das nicht in Deutschland so?

Im Vergleich zu Deutschland sind in Norwegen die Strompreise sehr niedrig. Wegen eines Überangebots an Energie kostet dort eine Kilowattstunde bei etwa 5 Cent, verglichen mit fast 30 Cent in Deutschland. Steuern, Umlagen und Konzessionsabgaben machen in Deutschland die Hälfte des Strompreises aus. Das macht Elektrofahrzeuge hier nicht so rentabel. Die norwegischen Käufer haben sich vor allem wegen des Geldes für die Elektroautos entschieden. Der Staat fördert Elektrofahrzeuge dort sehr stark. Die City-Maut gilt dort nur für Verbrennungsmotoren, außerdem dürfen die Fahrer von Elektroautos die Busspuren benutzen. Letzteres bringt unter anderem den Verkehr etwas durcheinander. Eine entsprechende Regelung wurde auch in Deutschland überdacht, hat sich aber glücklicherweise nicht durchgesetzt.

Förderung in Deutschland

Es gibt also wenige Elektroautos in Deutschland. Dabei wird die Entwicklung auf Bundesebene seit Jahren gefördert. Vergünstigungen gibt es übrigens bei der Kfz-Steuer: Gemäß § 3d Kraftfahrzeugsteuergesetz sind Elektro-Neuwagen 10 Jahre lang von der Kfz-Steuer befreit, wenn sie bis 2020 zugelassen werden. Außerdem gibt es auf den Kauf eines Elektroautos 4000,- € Umweltbonus, den zur Hälfte die Regierung und zur Hälfte die Industrie finanziert. Das Ziel: Bis 2020 sollten eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Ab 2030 könnten es dann sechs Millionen sein. So rasant steigen die Verkaufszahlen bis jetzt allerdings nicht an. Die Erwartung sollte also nach unten korrigiert werden.

Wieso bleiben Käufer fern?

Viele potentielle Käufer machen sich vor allem Gedanken um das Kosten-Nutzen-Verhältnis. Reichweite und Geschwindigkeit sind geringer als bei Verbrennungsmotoren, und das zu einem höheren Preis.

Wie groß ist die Reichweite momentan?

Insbesondere die Produktion von Akkus ist kostspielig. Bisher werden Lithium-Ionen-Akkus verwendet. Je größer der Akku, desto höher der Preis. So extrem gehen Preise für Benziner und Elektroautos zwar gar nicht mehr auseinander – die günstigsten Elektro-Neuwagen sind für etwa 20.000,- € zu haben. Je günstiger die Modelle, desto geringer ist allerdings die Reichweite. Autos für rund 20.000,- € haben eine Reichweite von weniger als 200 km. Wenige Modelle haben bisher eine Reichweite von über 400 km: Vor allem die teuren Modelle von Tesla. Hoffnung bieten allerdings das Tesla Model 3 und der Opel Ampera, diese Fahrzeuge sollen auch bei einem Preis von weniger als 40.000,- € eine recht hohe Reichweite haben. Der BMW i3 fällt auch in dieses Preis- und Reichweitensegment.

Wie ist es mit der Verfügbarkeit von Ladestellen?

Die Verfügbarkeit ist weiterhin ein Problem in Deutschland. Ziemlich lange mussten sich Fahrer von Elektroautos Gedanken darum machen, wo die nächste Ladestation ist. Längere Reisen waren bisher eine Herausforderung. Apps haben das Finden von Ladestellen vereinfacht, trotzdem kann nicht gedankenlos jede Tankstelle angefahren werden. Bequem kann allerdings zu Hause aufgeladen werden, wenn man sich den richtigen Anschluss einbauen lässt.

Wie viele Ladestationen gibt es?

Am 30. Januar 2017 wurde vom Verkehrsminister Dobrindt die hundertste Schnellladestation eingeweiht – zum Vergleich: Es gibt etwa 15.000 Tankstellen in Deutschland. Das soll jetzt geändert werden. Dreihundert Millionen Euro werden zum Ausbau des Elektronetzes künftig bereitgestellt.

Sind Elektroautos sicher?

Vor allem wegen entzündlicher Akkus gerieten sie in die Kritik. Tesla hat dadurch einen empfindlichen Reputationsschaden erlitten. Nach Korrekturen sind aber viele kritischen Stimmen verstummt, besonders gefährlich machen die Akkus das Fahrzeug nicht. In den Euro NCAP-Crashtests belegen die meisten Elektroautos zwischen vier und fünf von fünf Sternen, sind also ziemlich sicher.

Sind Elektroautos wirklich umweltfreundlicher?

Dass Elektromotoren sehr effizient sind, steht außer Frage. Der größte Teil der Energie wird direkt in Bewegung umgewandelt, anders als bei Verbrennungsmotoren. Es wird geschätzt, dass nur 30-40% der Energie, die im Benzin steckt, tatsächlich zur Fortbewegung genutzt wird. Bei Elektroautos werden 85-90% der Energie zur Fortbewegung genutzt. Es entstehen wenig Wärme und wenig Reibung. Einige Elektroautos können außerdem beim Bremsen einen Teil der Energie zurückspeisen. Man könnte also meinen, dass Elektroautos deutlich umweltfreundlicher sind.

Der Wirkungsgrad ist wichtig!

Wer Elektroautos der Umwelt zuliebe nutzen möchte, sollte sich aber zuerst fragen, wie der Strom gewonnen wird, den er verwendet. Weniger als ein Drittel des Stroms, der in Deutschland erzeugt wird, kommt aus „erneuerbaren Energien“ – etwa 40% der Energie werden heute noch mit Kohlekraft erzeugt, der Rest durch Kernspaltung oder Erdgas. Dazu kommt, dass in Kraftwerken nur ein kleiner Teil der Energie in Strom umgewandelt werden kann. Außerdem geht Energie beim Aufladen verloren. Elektroautos haben daher in Deutschland einen geringeren Wirkungsgrad als Verbrennungsmotoren, es sei denn, das Auto fährt im Stadtverkehr (bei geringen Geschwindigkeiten werden Verbrennungsmotoren ineffizient). Der Wirkungsgrad von Elektroautos beträgt weniger als 30%, der eines Verbrennungsmotors zwischen 30% und 40%. Gut ist allerdings, dass Elektroautos die Städte weniger durch Abgase und Lärm belasten. Ob erneuerbare Energien an sich sehr umweltschonend oder effizient sind, thematisieren wir hier nicht weiter.

Welche Entwicklung bringt die Zukunft?

Das hängt vor allem davon ab, wie günstig und nützlich die Alternative zum Verbrennungsmotor wird. Kosten und Nutzen sind für Käufer immer die entscheidenden Faktoren. Sicherlich wird die Technik einige Fortschritte machen. Akkus werden besser und leichter, Autos werden auf Dauer günstiger. Am Anfang jedes technischen Fortschritts stehen Entwicklungskosten, die gedeckt werden müssen. Wenn Fertigungsverfahren effizienter und günstiger werden, lassen die Preise wegen des Konkurrenzdrucks auf Dauer nach. Agieren Politik und Industrie sinnvoll, dann lässt sich in Sachen Elektromobilität sicher einiges erreichen.

Wer nicht vor hat, ein Elektroauto zu kaufen, kann gerne hier gerne weiterlesen – wir haben auch einige Tipps und Informationen für Benzinsparer!

Dieser Text wurde durch die Kanzlei Schleyer erstellt.